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Mit Schuhen auf neuen Wegen

Ruth Uckelmann wagt den Schritt in die Selbstständigkeit
ASCHEBERG. Die Fenster sind abgeklebt. Ein Durchblick ist nicht mehr möglich. Die Türen sind geschlossen. Für vier Tage.
Doch hinter eben diesen Türen und Fenstern wird nun emsig gearbeitet und geräumt. Neue Schuhe sind eingetroffen. Mit ihnen wandelt Ruth Uckelmann nun quasi auf neuen Wegen. Ihr Weg führt dabei in diesem Falle in die Selbstständigkeit. Denn sie übernimmt Schuh Neuhaus. Ab Freitag, 1. März.
Ja, sie wagt den Schritt in die Selbstständigkeit. Und das mit einem Produkt von dem sie sehr viel versteht. Schließlich hat sie Ihr Handwerk von der Pike auf gelernt. Nach der Ausbildung im Schuheinzelhandel ist sie ihrer Linie treu geblieben. „Schuhe sind eben mein Ding“, sagt die Aschebergerin und lächelt. Und das seit nunmehr 30 Jahren. Denn im August wäre sie nun drei Jahrzehnte bei Schuh Neuhaus gewesen.

Und da kam das Ende dieser Ära im Dezember für Ruth Uckelmann natürlich überraschend, als der bisherige Inhaber Frank Neuhaus sie von seinen neuen Plänen in Kenntnis setzte. „Klar hätte ich als Angestellte arbeiten können, Angebote lagen da vor“, erzählt sie. Aber sie hat sich anders entschieden.
Auch um vor Ort ein wichtiges Angebot aufrecht zu erhalten. Angst hat sie nicht. „Wieso auch? Ich kenne die Materie in und auswendig.“

Foto: Tina Nitsche
Ruth Uckelmann beschreitet neue Wege. Sie übernimmt Schuh Neuhaus. Foto: Tina Nitsche

Vielmehr ist sie dankbar, dass ihr alter Chef Frank Neuhaus ihr diesen Weg ermöglicht hat. „Das ist auch nicht selbstverständlich.“ Von Montag, 25. Februar bis Donnerstag, 28. Februar, bleiben nun die Pforten von Schuh Neuhaus geschlossen. Am 1. März heißt es dann ab 9 Uhr: Wiedereröffnung. Der bewährte Name Schuh Neuhaus bleibt. Die Inhaberin hat sich geändert. Wobei für die Kunden dann nach wie vor ein ganz bekanntes Gesicht am Start ist. Denn immerhin hat Ruth Uckelmann fast alle auch in den vergangenen 30 Jahren beraten. Da allerdings noch als angestellte Schuhfachverkäuferin.

Ab 1. März führt sie dann Regie. Selbstständig. Der Laden selbst wird sich nicht groß verändern. Denn Umbaumaßnahmen führt Uckelmann nicht durch. Wohl aber ändert sich manches in der Produktpalette. Denn hier wartet Ruth Uckelmann mit Neuerungen auf. Was genau die Kunden dann erwartet, dass erfahren sie ab Freitag, wenn sich die Türen von Schuh Neuhaus wieder öffnen. Ab 9 Uhr sind dann alle herzlich zur Wiedereröffnung eingeladen, zu der Uckelmann auch einen Willkommensgruß bereithält. Tina Nitsche 

Öffnungszeiten Schuh Neuhaus:

Montags bis freitags: 9 Uhr bis 12.30 Uhr, 14.30 Uhr bis 18 Uhr
Samstags: 9 Uhr bis 13 Uhr

Eine Ära geht zu Ende

Schuhmachermeister Frank Neuhaus hängt Leisten an den Nagel
ASCHEBERG. Im Regal stehen nur wenige Schuhe, die noch darauf warten repariert zu werden. Auf der Fensterbank liegen Fotos, die von der Geschichte des Schuhmachermeisters Neuhaus erzählen.
Aufbruchstimmung liegt in der Luft. Eine Ära geht zu Ende. „Ja, ich hänge meinen Leisten an den Nagel“, sagt Schuhmachermeister Frank Neuhaus. Am 26. Januar räumt der Ascheberger seine Werkstatt und schließt damit ein Kapitel in der über 80-jährigen Familientradition.
Seine Leidenschaft, die gilt jedoch nach wie vor den Schuhen, und sie spielen auch auf seinem neuen Weg eine Rolle. Hals über Kopf hat Frank Neuhaus seine Entscheidung nicht getroffen. „Aber ein Wandel ist hier in der Werkstatt schon länger deutlich spürbar“, sagt er leise. Das Handwerk genießt nicht mehr den Stellenwert, wie es noch vor Jahren war. Eine Erkenntnis, die schmerzt. Und irgendwann hat sich Frank Neuhaus dann die Frage gestellt: „Das kann doch nicht alles gewesen sein?“
Neue Wege
Er hat den Beruf des Schuhmachermeisters erlernt, kennt sich mit Schuhen aus, wie nur wenige. Als seine Mutter gestorben war, drängte sich erneut die Frage nach der Zukunft auf. Und Neuhaus hörte sich auf dem Markt um. Im Dezember 2018 erhielt er dann ein Angebot als Store Manager bei Shoepassion in Münster. Denn seine Liebe und sein Wissen zu den Schuhen überzeugten beim Vorstellungsgespräch. Er sagte zu, und schlägt ab Februar ein neues Kapitel in seinem Leben auf.
Er freut sich auf seine neue Aufgabe, dennoch fährt seine Gefühlswelt Achterbahn. „Es war nicht leicht, eine solche Entscheidung zu fällen, denn unser Schuhverkauf lief immer gut. Aber der Schuhandel und hier vor allem das Schuhhandwerk befindet sich aktuell im Wandel.“
Somit geht der Schuhmachermeister mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Lachend, weil er sich auf seine neue Aufgabe freut, „und weil ich meiner Leidenschaft den Schuhen treu bleiben kann.“ Weinend, weil ihm Schuh Neuhaus immer am Herzen lag und irgendwie natürlich auch noch liegt. Die gute Nachricht: Das Schuhgeschäft läuft erst einmal weiter. Schuhreparaturen jedoch wird es nicht mehr geben.
Scheidebecher und Dankeschön
Natürlich werde er vor allem seine Kunden und Freunde des Hauses vermissen. „Und eben bei ihnen allen und bei unser langjährigen Mitarbeiterin Ruth Uckelmann möchte ich mich von ganzem Herzen bedanken für die jahrelange Treue, die vielen schönen Momente… wer mag, ist am 26. Januar, meinem letzten Arbeitstag, herzlich auf einen Scheidebecher eingeladen.“ Denn eben diese Dinge haben immer Farbe in sein Arbeitsleben gezaubert, auch in der Zeit, als der Wandel im Handel zusehends stärker wurde. Ein Problem mit dem viele kämpfen.
„Und genau deshalb habe ich die Chance ergriffen, die sich mir jetzt geboten hat“, sagt Frank Neuhaus. „Wenn nicht jetzt wann dann?“ Ihm war klar, dass er auch in punkto Nachfolge irgendwann einmal ein Problem würde haben können. „Denn ich kann ja von meiner Tochter nicht verlangen, dass sie in meine Fußstapfen tritt. Sie ist auch noch viel zu jung, um jetzt sagen zu können, was sie später irgendwann einmal machen möchte.“
Viele Überlegungen und Faktoren haben zu seiner Entscheidung geführt. Eine Entscheidung, die in Ascheberg nun zur Konsequenz haben wird, dass das Schuhregal in der Schuhwerkstatt ab Ende Januar für immer leer bleiben wird. Tina Nitsche

Aktion Kinderschuhe für Syrien läuft an

Frank Neuhaus sammelt Kinderschuhe für Flüchtlinge
ASCHEBERG. Es ist genau zehn Jahre her, da startete Frank Neuhaus die Aktion „Schuhe für Pakistan“. Nun erlebt die Kampagne eine Neuauflage. Nur das sich der Ascheberger Familienbetrieb nun für hilfsbedürftige Flüchtlingskinder in Syrien engagiert. Auch ist die bundesweite Aktion, die Frank Neuhaus nun startet, ein klein wenig abgewandelt im Gegensatz zu ihrem Vorgänger. „Dieses Mal sammeln wir ausschließlich Kinderschuhe“, erklärt der Schuhmachermeister. Und dazu bittet Neuhaus seine Kunden aber auch die Bürger um Mithilfe.
„Weit über 13 Millionen Menschen sind Medienberichten zufolge an der Grenze der Türkei zu Syrien auf humanitäre, schnelle und unbürokratische Hilfe angewiesen“, zeigt Frank Neuhaus die Problematik auf. Denn die unzähligen Flüchtlinge versuchen den Wirren des Bürgerkrieges und dem Terror der IS Milizen zu entfliehen.
Warum er dabei in diesem Jahr ausschließlich auf Kinderschuhe setzt hat seinen Grund. „Wegen der instabilen Lage vor Ort, fehlender Regierungsunterstützung und der Gefahr, dass Schuhspenden schnell in die Hände von Terrororganisationen gelangen können, folgen wir dem Rat der Experten und sammeln nur Kinderschuhe in den Größen 19 bis 42.“ Die Aktion startet ab sofort und soll bis Ende des Jahres laufen. Mit der Speditionsfirma Kühne und Nagel aus Bochum ist ein zuverlässiger Partner im Boot, der die gesammelten Schuhe nach Syrien bringt. „Das die Ware dort ankommt ist garantiert“, betont Frank Neuhaus und fügt hinzu, dass das vor Ort in Syrien foto- und pressetechnisch dokumentiert wird.
Um eine zeitnahe und zuverlässige Abwicklung zu gewährleisten bittet Schuh Neuhaus ferner darum, pro Schuhpaar zwei Euro für Transport- und Logistikkosten zu spenden. „Das bekommen die Kunden dann in Form von Einkaufsgutscheinen im Wert von je zwei Euro als Dankeschön wieder zurück“, so Frank Neuhaus abschließend. Tina Nitsche