Nostalgische Reise weckt Kindheitserinnerungen: Willi Gielen reiste mit der Dampflok nach Winterberg
ASCHEBERG. Die Kälte lag klirrend über dem Ascheberger Bahnhof am frühen Samstagmorgen. Dennoch harrten ganze Generationen geduldig am Bahnsteig aus.
Dann war es soweit.
Ein langgezogener Pfeifton kündigte die Besonderheit an. Weißer Qualm wabberte durch das Dickicht, das die Gleise vor der Einfahrt in den Ascheberger Bahnhof säumt. Schnaufend und dampfend bahnte sich die historische Dampflok 78468 den Weg über die Gleise. Den Tender voraus, der randvoll mit Kohle gefüllt war. Die Kameras klickten, als die Dampflok langsam einfuhr. Im Schlepptau neun Wagen.
Willi Gielen reckte den Hals. Denn er war einer der wenigen Gäste, die in Ascheberg zugestiegen sind. Viel Zeit blieb ihm nicht, denn die geplante Überholung der Eurobahn, die eigentlich für Ascheberg geplant war und somit dem Nostalgiker einen etwas längeren Aufenthalt verschafft hätte, wurde für den nächsten Stopp in Capelle angesagt. Willi Gielen hastete von Waggon zu Waggon. Vorbei an der Holzklasse, an der Klasse zwei auf der Suche nach Klasse eins. Ein Schaffner konnte ihm weiterhelfen. „Sie müssen ganz nach vorn“.
Der Ascheberger legte einen Schritt zu. Hatte keinen Blick für die Bierfässer, die da in den Durchgängen zwischen den Wagen gelagert waren. Noch nicht. Kaum das er seinen Waggon erreicht hatte, klappten schon die Türen zu. Winke, winke und Tschüss, schnaufend rollte die Dampflok aus dem Bahnhof Richtung Winterberg. Die vielen Menschen erhaschten noch einen Blick auf die Dieselok, die das Schlusslicht des Zuges bildete. Gielen ließ sich unterdessen in die weichen Polster sinken. „Die sind so bequem“, schwärmte er. Erinnerungen wurden wach. Das Rattern der Räder, die Fahrgeräusche, „wie früher in meiner Kindheit“, erzählt er begeistert. Von Hightech nicht die Spur. Das Spartanische, machte den Reiz aus. Gielen nennt das Beispiel Toiletten, die noch mit einem Hebel bedient werden und für die die heutige Wasserspülung ein Fremdwort ist. „Ganz so wie es früher war“, sagt er.
350 Menschen sind am Samstag mit dem historischen Zug nach Winterberg gereist, wie Marcel Reihs von der Arbeitsgemeinschaft Nostalgiezug, erklärt. Auf dem Weg dorthin säumten zahlreiche Schaulustige die Bahnhöfe. Mal dauerten die Aufenthalte länger, dann wenn der Wassertank der Dampflok durch die Feuerwehr befüllt werden musste zum Beispiel. 12,5 Kubikliter Wasser passen da rein“, hat Willi Gielen gelernt. Nach einem unvergleichlichen Tag, mit einem unglaublichen Empfang in Winterberg, landete er abends um 22.41 Uhr wieder in Ascheberg. Die Dampflok, Baujahr 1923, war einmal gedreht worden, und fuhr nun mit dem Schornstein voran, schnaufend und dampfend in Ascheberg ein. Tina Nitsche
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