Bob Dylan war in Ascheberg präsent

Bernd Herrmann beschert Dylan-Fans einen ungewöhnlichen Nachmittag
ASCHEBERG. Nein, er ist nicht nach Stockholm gereist, um dort den Literaturnobelpreis entgegenzunehmen. Dort hat Bob Dylan Patti Smith hingeschickt.
„Die hätte ich auch gerne hier gehabt“, verrät Bernd Herrmann. Aber der 65-jährige musste am Samstag ohne sein Idol und ohne Smith auskommen. Dafür allerdings hat er den Dylon-Fans einen unvergesslichen Nachmittag bei Bücher Schwalbe beschert. Ganz ohne Glamour, dafür mit Tiefgang und vielen Einblicken in das Leben und die Lieder des Bob Dylan.
Der US amerikanische Sänger beschäftigt Herrmann schon seit seinem 13. Lebensjahr. Der am 24. Mai 1941 in Duluth, Minnesota geborene Singer-Songwriter Dylan hat über 500 Songs geschrieben. „Seine Texte sind literarisch wertvoll, denn sie zeigen eine ausgezeichnete Chronik der amerikanischen Gesellschaft“, verdeutlicht Bernd Herrmann. Und genau aus diesem Grunde hat Dylan nach Meinung von Herrmann den Literaturnobelpreis verdient. Denn seine Lieder decken viele Bereiche ab, ob Politik, die Ureinwohner Amerikas, oder die Liebe – die Bandbreite ist groß. „Was Bob Dylan jedoch auszeichnet ist die Tatsache, dass er sich nie festgelegt und sich schon gar nicht vereinnahmen lassen hat“, offenbart Bernd Herrmann seinen Zuhörern. Mal erzählend, mal musizierend mit Gitarre und Mundharmonika und selbstverständlich singend.
The times they are changin
Er braucht nicht lange, um seine Zuhörer zu fesseln. Hände schlagen sacht im Takt, die Füße stehen nicht still – die Augen versinken im Nirgendwo. Ja, das was Bernd Herrmann da alles über Bob Dylan zu Tage fördert, das berührt, weckt Erinnerungen an längst vergangene Zeiten und macht vor allem deutlich, wie eben die sich geändert haben und sich irgendwie immer noch ändern. „The times they are a changin“. Dieses Motto hat Herrmann für seinen Auftritt gewählt. Bewusst. „Wer hätte vor zehn Jahren, als Dylan schon einmal für den Literaturnobelpreis nominiert worden war, gedacht, dass er ihn tatsächlich irgendwann erhält?“ fragt Herrmann seine Gäste. Als Antwort zitiert Herrmann den frischgebackenen Literaturnobelpreisträger Dylan mit einer Passage aus dem Sogtext „The times they are never changin“, wo es an einer Stelle heißt: „Der Verlierer von heute, wird der Gewinner von Morgen sein.“
Grenzen überschritten
Bob Dylan, er ist ein Mann, der in keine Schublade passt. „Er hat viele Grenzen überschritten und viele Gruppen frustriert“, macht Herrmann deutlich. Ebenso wie Dylon hinter viele Masken geschaut und wahre Gesichter erkannt hat, wie er in seinem Antikriegssong „Maters of War“ offenbart. Natürlich hat sich Dylon auch mit der Liebe näher beschäftigt. „Allerdings waren es nicht einfach nur Liebeslieder, die er geschrieben hat“, weiß Herrmann. „Nein, er hat Beziehungslieder daraus gemacht und alle Seiten der Liebe offenbart.“ So wie „Ramona“ oder „Tomorrow is a long time“, ein Lied, das 45 Mal erfolgreich gecovert worden ist, darunter von Rod Stewart sowie Elvis Presley. „Und wie jetzt auch von mir“, zieht Bernd Herrmann Gitarre spielend und singend seine Zuhörer gleich wieder in den Bann.
Die Gäste sind begeistert, denn sie haben dank Herrmann einen Nachmittag erleben dürfen, der anders war und ganz klar wie es ein Besucher stellvertretend für alle ausdrückt: „Das Prädikat „Daumen hoch“ trägt“. Denn obwohl Bob Dylan nicht persönlich in Ascheberg war, so hat Bernd Herrmann es bravourös geschafft, ihn mehr als präsent zu halten. Tina Nitsche