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Auffallend ostalgisch

Rennpappen liegen voll im Trend – 27. Trabi-Tag begeistert trotz schlechten Wetters
ASCHEBERG.
Das Wasser perlt von der lilafarbenen Außenhaut. Die Reifen hinterlassen sichtbare Abdrücke auf dem grünen Rasen. „Jaa“, dehnt Timo Jürgenschellert das Wörtchen in die Länge und blickt gen Himmel. Ein wenig besseres Wetter, das hätte er sich für seine persönliche Premiere beim 27. Trabi-Tag in Ascheberg schon gewünscht. „Aber, was soll’s. Gut, das niemand dran drehen kann, an dem Wetterrad“, sagt er. Jürgenschellert ist in die Fußstapfen von Pappenpast Thomas Wentker getreten und hat dessen Position als erster Vorsitzender des Trabantclub Sputnik übernommen. Wentker lässt ihn jedoch nicht alleine, sondern ist mittendrin statt nur dabei, bei dem ostalgischen Treffen. Klar, so legen beide offen, sei die Besucherzahl am Samstag bei dem schlechten Wetter zunächst magerer ausgefallen als im Vorjahr. „Die Einbußen haben sich bei den Tagesgästen bemerkbar gemacht, die Zahl der Übernachtungsgäste von Freitag auf Samstag ist dafür gestiegen“. Dennoch haben 121 Ostalgiefahrzeuge am Wochenende den Weg nach Ascheberg auf das Gelände von St. Georg gefunden.

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Erik Tholen ist 210 Kilometer aus Rheinsberg nach Ascheberg gefahren mit seinem UAZ 469B, einem Armeefahrzeug der NVA, dass er seit genau drei Tagen angebmeldet hat und mit dem er in der Bewertung auf Platz zwei landete. Foto: Tina Nitsche

Erik Tholen hat dafür sogar 210 Kilometer zurückgelegt und ist in seinem Armeefahrzeug der NVA von Rheinsberg angereist. „Ein UAZ 469 B“, erklärt er stolz und taucht unter seiner Motorhaube auf. Dunkle Spuren an den Händen zeugen von Arbeit. Tholen legt den Schraubenschlüssel bei Seite. Dann erzählt er, dass er seit einem Jahr stolzer Besitzer des Armeefahrzeuges ist. „Angemeldet habe ich ihn allerdings dann vor drei Tagen.“ Was den Reiz ausmacht? Ganz einfach: „Ein super Fahrgefühl, sehr angenehm und lässt sich besser fahren als ein Trabi.“ Klar habe er keine Limousine und über die Straße gleitet er schon gar nicht. „Ein heißes Fahrgefühl im wahrsten Sinne des Wortes, denn es wird selbst wenn die Heizung aus ist richtig warm im Innern.“ Die Geräuschkulisse ist unvergleichlich. „Ein Presslufthammer kommt dem schon nahe“, schmunzelt Freund Florian. Sein Fahrzeug hegt und pflegt Erik. Die Liebe zum Detail vergisst er dabei nicht, wie die kleine Ente auf der Motorhaube oder die beleuchtete Gasmaske am Außenspiegel. Er fährt ein Fahrzeug, das längst nicht jeder hat, und das beim 27. Trabi-Tag in Ascheberg dann auch mit dem zweiten Platz ausgezeichnet wurde.
Auf Platz eins hingegen ist Richard Haak gelandet. Mit Mama Sabine ist er nach Ascheberg gekommen. Mit einer echten Rarität. Einer Apo 425, Baujahr 1955. „Das einzige 4-Takt Motorrad, das je in der DDR gebaut wurde“, verrät er und streicht liebevoll über die schwarze Außenhaut. Das Besondere an der Maschine: Der Beiwagen. Da sitzt Mama Sabine drin. Wenngleich auch nicht so gerne. Denn sie steigt viel lieber selbst auf ein Motorrad und genießt es über die Straßen zu brausen. Sportlich und flott versteht sich. Eine Fahrweise, die ihr Sohn nicht an den Tag legen kann mit seiner APO. „Da geht es eher urig und gemütlich zu“, verrät dieser grinsend. Denn bei 70 bis 80 KmH ist Schluss. „Aber trotzdem gibt es von den Verkehrsteilnehmern immer wieder die Daumen hoch“, sagt er. Man fällt auf, „wie ein bunter Hund, das ist dann schon lustig.“

Rennpappen wohin das Auge schaut. Foto:Tina Nitsche
Rennpappen wohin das Auge schaut. Foto:Tina Nitsche

Richard und Erik liegen im Trend. „Immer mehr junge Leute steigen auf Ostfahrzeuge um, der Markt boomt“, weiß Timo Jürgenschellert. Er ist mit seiner Premiere, denn dieses Mal hielt er die Fäden in Sachen Orga in der Hand, mehr als zufrieden. Ein ganz dickes Lob geht an das Team und die Bewohner St. Georgs. „Die haben uns allerbestens verpflegt und uns sogar mit einem DDR-Kuchen überrascht“, war er gerührt. Am Samstagabend dann dankte der Sputnik-Club seinem ehemaligen Vorsitzenden Thomas Wentker und dessen Frau Danny. Doch der Pappenpapst, wie er genannt wird, schwört den Rennpappen keineswegs ab, er lässt es nur ein wenig langsamer im Vorstand gehen, nach so vielen Jahren aktiven Dienstes als Chef. Tina Nitsche

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Von wegen auf der Überholspur!

Florian Posch reist gemütlich – auf dem 26. Trabi-Tag begeisterte er mit seinem Barkas-Umbau / Trabant-Club Sputnik verzeichnet Teilnehmerrekord auf der Wiese vom Bauernhof St. Georg
ASCHEBERG. „Ich bin immer der Langsamste“, gibt Florian Posch fröhlich zu und streicht über die blaue Außenhaut seines Barkas B1000. Ein ganz besonderes Ossi-Fahrzeug mit dem er da am Samstag nach Ascheberg zum großen Trabi-Tag gereist ist. „Er ist einer von insgesamt 12 Fahrzeugen“, ist Florian richtig stolz. Denn sein Barkas, der gerade einmal 31 000 KM gefahren ist und 45 PS unter der Haube hat, ist in Belgien von er Firma Pieraux zum Camper umgebaut worden. Dieses ist nur in ganz kleiner Serie geschehen. „Und einen von diesen zwölf habe ich!“, bekräftigt Florian mit Blick auf sein Schätzchen.

Ist mit einer echten RAität aus dem OSten unterwegs: Florian Poschen. Foto: Tina Nitsche
Ist mit einer echten RAität aus dem OSten unterwegs: Florian Poschen. Foto: Tina Nitsche
Eines, das auf kleinster Fläche alles bietet. Sitzgelegenheiten, Küche und Schlafstätte unter dem Dach, das sich weiß vom Rest des Fahrzeuges abhebt. „So ein Fahrzeug findet man nicht noch einmal, vor allem weil es das einzigste seiner Art ist, das noch gefahren wird. Die anderen stehen in Museen“, erzählt Florian.
Er ist direkt von einer Rundreise aus Ostdeutschland nach Ascheberg gefahren. Zum zweiten Mal nimmt er am Trabi-Tag teil. „Beim ersten Mal habe ich hier noch in einem Trabi genächtigt“, gibt er schmunzelnd zu. Doch nun reist er komfortabel. „Da bin ich quasi auf der Autobahn schon im Urlaub“, sagt er. Denn auf der Überholspur ist er nie zu finden. Dafür zieht er mit seinem Barkas-Umbau, für den er übrigens beim Trabi-Tag den ersten Platz eingeheimst hat, alle Blicke auf sich.
Doch das haben in Ascheberg auch viele andere Fahrzeuge getan. 245 Ost-Fahrzeuge haben für viel Ostalgie und einen neuen Rekord auf dem Bauernhof St. Georg gesorgt. Farbenprächtige und verzierte Rennpappen, kultige Zweiräder, Armeefahrzeuge, ja selbst Raritäten wie ein Chromgrill-Wartburg oder ein Lada ließen die Herzen der Fans höher schlagen. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie kommen ohne Hightech aus und bestechen durch Einfachheit. Der Blick unter die Motorhaube zeigt: Einfachste Technik. „Da kann man(n) noch bequem selbst Hand anlegen, wenn etwas repariert werden muss“, so Thomas Wentker, Vorsitzender vom Trabant-Club Sputnik, der den Trabi-Tag organisiert hat. Ein gelungenes Wochenende mit jeder Menge Fachsimpeleien, Benzingesprächen und Ostalgie. Ohne die kam auch die Sputnikiade nicht aus, die mit Spielen wie Zündkerzenwechsel. Kanisterstemmen oder Hasenwerfen alle Generationen begeisterte.
Auch Petrus war der Veranstaltung wohlgesonnen und lockte viele Besucher zum Bauernhof St. Georg. Am Sonntag haben die Rennpappen und Ostfahrzeuge Ascheberg wieder verlassen. Auch Florian Poch mit seinem blauen Barkas, der im Sommer die Heizung anwerfen muss, „damit der Motor nicht heiß läuft.“ Genüsslich peilt er nun sein nächstes Ziel an. Langsam, nicht auf der Überholspur, dafür mit der Gewissheit auf ganz besondere Art zu reisen. Tina Nitsche

Info:
Die weiteste Anreise legte Sven Höhne zurück. Er reiste aus dem 643 KM entfernten Zittau an.

Blick unter die Haube - einfachste Technik, die begeistert. Foto: Tina Nitsche
Blick unter die Haube – einfachste Technik, die begeistert. Foto: Tina Nitsche

Bei der Sputnikiade war Muskelkraft gefragt, wie hier beim Benzinkanister-Stemmen.
Bei der Sputnikiade war Muskelkraft gefragt, wie hier beim Benzinkanister-Stemmen. Foto: Tina Nitsche

Die Rennpappen aus dem Osten zogen die Blicke auf sich.
Die Rennpappen aus dem Osten zogen die Blicke auf sich. Foto: Tina Nitsche

Der Barkas B 1000 von Florian Poschen ist einer von insgesamt 12 Exemplaren, der wurde in Belgien zu einem Camper umgebaut wurde.  In der Klasse der IFA-Nutzfahrzeuge heimste Poschen den ersten Platz ein. Foto: Tina Nitsche
Der Barkas B 1000 von Florian Poschen ist einer von insgesamt 12 Exemplaren, der wurde in Belgien zu einem Camper umgebaut wurde. In der Klasse der IFA-Nutzfahrzeuge heimste Poschen den ersten Platz ein. Foto: Tina Nitsche

Mit dem Trabi in den Zoo

Die etwas andere Form der Einheit feierten der Trabant Club Sputnik und die Bewohner des Bauernhof St. Georg
ASCHEBERG. Das Kultauto des Ostens durfte bei der Silberhochzeit des Tages der Deutschen Einheit natürlich nicht fehlen. Im Westen, sprich im Münsterland, verliehen die Trabis am Samstag einem ganz besonderen Projekt dabei die ostalgische Note.
Denn in Ascheberg wurde die Einheit einmal anders gefeiert. „Nicht Wessi und Ossi“, verriet Gero Bastian vom Trabant-Club-Sputnik. Obwohl beide Komponenten auf dem Bauernhof St. Georg dabei natürlich nicht fehlten.
Im Focus stand jedoch das Miteinander von behinderten und nichtbehinderten Menschen. Und dabei schafften es beide Seite sich gegenseitig ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Die Idee zu diesem ungewöhnlichen Tag entstand beim traditionellen Trabi-Tag. „Den feiern wir bekanntlich auf dem Bauernhof St. Georg“, so Bastian. Birgit und Carsten Hoppe vom Event-Catering Münster bewirteten dabei die Gäste, „und bekamen mit, dass die Bewohner von St. Georg von uns beim Trabi-Tag integriert werden.“ Und so entstand die Idee, einfach mal etwas für die Bewohner von St. Georg zu machen.

Trabis fehlten am Tag der Deutschen Einheit natürlich nicht. Denn sie waren auch auf Ascheberger Straßen unterwegs und sorgten in der untergehenden Sonne auf dem Bauernhof St. Georg für ein stimmungsvolles Bild. Foto: Tina Nitsche
Trabis fehlten am Tag der Deutschen Einheit natürlich nicht. Denn sie waren auch auf Ascheberger Straßen unterwegs und sorgten in der untergehenden Sonne auf dem Bauernhof St. Georg für ein stimmungsvolles Bild. Foto: Tina Nitsche

Am 25. Tag der deutschen Einheit tuckerten morgens einige Trabis auf den Bauernhof. Ein gemeinsames Frühstück läutete den Tag ein. Anschließend hieß es: Bitte einsteigen. In die Rennpappen. Unzählige Paare Augen leuchteten. „Wir dürfen Trabi fahren“, freute sich eine Bewohnerin.
Im Trabi-Corso ging es nach Münster zum Allwetter-Zoo. Dort trafen die Bewohner auf Elefanten, Robben, Tiger „und Geparden“. „Die sind schneller als ein Trabi“, so Betreuerin Nicole Stahnke. Dennoch konnten die Tiere mit den exotischen Ossi-Vehikeln nicht mithalten. „Wir machen traditionell immer von unserem Club eine Ausfahrt am Tag der Deutschen Einheit. Nur diese war ganz besonders, denn auf dem Rückweg säumten viele Menschen den Straßenrand. Andere Autos hupten“, so Bastian.
Einheit auf der Straße, die der ganz besonderen zwischenmenschlichen Einheit am Samstag noch eine zusätzliche schöne Note verlieh. Der Tag klang mit einem gemeinsamen Essen aus, denn die Hoppes spendierten Leckereien vom Grill. An der gedeckten Tafel fand sich dann sogar mit echtem Bauzener Senf noch eine Delikatesse aus dem Osten. Ein unvergesslicher Tag, an dem Einheit mal anders gelebt wurde und die die Beziehungen zwischen unterschiedlichen Menschen vertieft und neue Ideen geboren wurden, die beim nächsten Trabi-Treffen in die Tat umgesetzt werden sollen. Tina Nitsche

Trabi-Tag feiert Silberhochzeit

Zum Jubiläum gibt es eine Versteigerung
ASCHEBERG. Es riecht verdächtig nach Leckereien vom Grill. Die untergehende Sonne taucht die große Wiese am Bauernhof St. Georg am Donnerstagabend in warmes Licht. Es herrscht geschäftiges Treiben. Da werden Zelte und Wohnwagen hergerichtet, Ersatzteile begutachtet und die ersten Trabis haben die Wiese bereits erobert. Doch bis zum Samstag werden es noch jede Menge mehr.
Nicht nur die DDR-Rennpappen, sondern auch Wartburgs, Zweiräder wie Schwalben und Simsons, haben sich angesagt. Längst vergangene Zeiten lassen grüßen. Ein Hauch DDR liegt in der Luft. „Wir erwarten rund 200 Fahrzeuge“, freut sich Thomas Wentker, Vorsitzender des ausrichtenden Trabant-Club Sputnik. Logisch, schließlich gibt es am Samstag, 1. August, etwas zu feiern. „Silberhochzeit sozusagen“, verrät Gero Bastian (Trabant-Club Sputnik). Denn seit 25 Jahren treffen sich die Trabi-Freunde nunmehr einmal jährlich zum großen Trabitag. Zum achten Mal dabei übrigens in Ascheberg. Für die Organisatoren bedeutet das jede Menge Arbeit. Aber im Vergleich zum Vorjahr müssen sie in diesem Jahr nicht mit nassen Plätzen kämpfen. Dafür haben sie schon seit Wochen an einer ganz besonderen Idee anlässlich des 25. Treffens gefeilt. „Und diese erfolgreich umgesetzt“, weist Thomas Wentker auf ein kleines Zelt. Darunter parkt ein brauner Anhänger. „Marke DDR-Eigenbau, komplett restauriert und völlig stabil“, fügt Gero Bastian stolz hinzu.
Vor allem aber, sofort einsatzbereit für den künftigen neuen Besitzer. Denn der Anhänger verfügt sowohl über TÜV als auch Zulassung. Wer ihn bekommt? Diese Frage wird am Samstag geklärt. Denn dann wird das handgefertigte Stück um 15.30 Uhr zu Gunsten des Bauernhof St. Georg versteigert. „Auf amerikanisch“, schmunzelt Wentker. Hierbei wird eine Uhr gestellt. Alle Gäste dürfen mitmischen und solange einen Euro bieten bis die Uhr klingelt. „Wer dann einen Euro abgegeben hat, dem gehört das gute Stück“, so Wentker. Doch auch ansonsten wird den Gästen jede Menge geboten. Die Sputnikiade mit lustigen Aufgaben und attraktiven Preisen ist nur eine davon. Rennpappen und Typisches aus der DDR wie beispielsweise am Stand des Geschmackzentrum Ost, sind andere Attraktionen. Tina Nitsche
http://www.trabantclub-sputnik.de/

Trabischrauber-Urgestein, Raritäten und ein Dübener Ei

Thorsten reiste mit einem  Dübener Ei Würdig zum Trabi-Treffen nach Ascheberg. Die Kuschelkugel gilt als einer der leichtesten gebauten Wohnwagen und bietet von innen reichlich Platz. Foto: Tina Nitsche
Thorsten reiste mit einem Dübener Ei Würdig zum Trabi-Treffen nach Ascheberg. Die Kuschelkugel gilt als einer der leichtesten gebauten Wohnwagen und bietet von innen reichlich Platz. Foto: Tina Nitsche
Eine echte Rarität bestaunten die Besucher beim Trabitag for dem Gelände: Einen IFA. der mit Sicherheit den ersten Platz in der Wertung eingefahren hätte, wenn sein Besitzer ihn offiziell zum Trabitag gemeldet hätte, statt ihn vor dem Gelände abzustellen. Foto: Tina Nitsche
Eine echte Rarität bestaunten die Besucher beim Trabitag for dem Gelände: Einen IFA. der mit Sicherheit den ersten Platz in der Wertung eingefahren hätte, wenn sein Besitzer ihn offiziell zum Trabitag gemeldet hätte, statt ihn vor dem Gelände abzustellen. Foto: Tina Nitsche
Mit dem orignellsten Kennzeichen reiste Sebastian aus Düsseldorf an.  Gelesen: DDR für die Herkunft des Fahrzeuges, 6.9.74 für die Erstzulassuzng und H als Angabe für die Umweltzone. Foto: Tina Nitsche
Mit dem orignellsten Kennzeichen reiste Sebastian aus Düsseldorf an. Gelesen: DDR für die Herkunft des Fahrzeuges, 6.9.74 für die Erstzulassuzng und H als Angabe für die Umweltzone. Foto: Tina Nitsche
Gelungener Trabi-Tag in Ascheberg bot Vielfältigkeit
ASCHEBERG. Die braun-beige Außenhaut ist makellos, sein Alter sieht man dem IFA F8 nicht an. „Der ist echt schick“, kann Trabi-Fan Holger seine Blicke gar nicht abwenden von der Rarität, die da vor der eigentlichen ostalgischen Ausstellungsfläche auf der Wiese des Bauernhof St. Georg abgestellt ist. „Das ist eines der ersten Fahrzeuge, die nach dem zweiten Weltkrieg gebaut wurde, vorher hieß er nur DKW. Ein Luxusauto, aber nicht wehrmachtstauglich, da er einen luftgekühlten Motor hat“, gibt Holger seine umfangreichen Fachkenntnisse über die ostdeutschen Fahrzeuge am Samstag beim sechsten Ascheberger Trabi-Tag nur allzu gerne wieder. „Preisverdächtig“, findet Thomas Wentker, der mit dem Trabant-Club-Sputnik den großen Trabi-Tag in Ascheberg organisiert hat. Den Gästen wird dabei eine große Vielfalt geboten. Fachsimpeleien und Gespräche sind auf der großen Wiese an der Tagesordnung. „Mit so vielen Besuchern haben wir gar nicht gerechnet, die Leute sind begeistert, es werden von Jahr zu Jahr mehr“, freuen sich Wentker und seine Mitstreiter. Über 200 Fahrzeuge haben den Weg nach Ascheberg gefunden. „Die Vielseitigkeit des Trabis ist unglaublich“, ist eine Besucherin fasziniert. Das Besondere an dem Trabitag ist jedoch nicht nur die Vielfältigkeit, die die Trabifreunde mit ihren unterschiedlichsten Gefährten aufbieten. Nein, sie stillen richtiggehend den Wissensdurst der Rennpappen-Fans. So erklärt Thorsten, das sein Dübener Ei Würdig 301 als einer der leichtesten gebauten Wohnwagen gilt und trotz seiner kugeligen Form viel Platz bietet. Tracy hat mit ihrem schmucken blauen Kübelwagen ihr echtes Frauenauto gefunden. Haare im Wind flattern lassen, offenes Verdeck, besser geht es im Sommer nicht. Einziger Nachteil: „Eine Fahrt ist nicht besonders Frisurenfreundlich“, sagt sie lachend. Der orangefarbene Barkas B100 dessen Drehleiter fast in den Himmel reicht, zieht eine Reihe weiter viele Blicke auf sich. Das ostalgische Auto von Lothar Göcke wird dann auch als schönstes IFA-Nutzfahrzeug gekürt. Die Atmosphäre auf der Wiese ist entspannt und von guter Laune, Spiel, Spaß und Sportlichkeit bei der Sputnikiade sowie von vielen Sehenswürdigkeiten geprägt. Trabis und Schwalben knattern immer mal wieder über den Platz. Im Dauereinsatz ist Jochen Trommler. Unermüdlich legt er Hand an, repariert hier, wechselt einen Reifen dort, während die Sonne vom Himmel brennt. „Den kennen wir gar nicht anders als mit unsauberen Händen“, verrät Bianca. Zu seiner Überraschung erhält das Trabischrauber-Urgestein abends einen Ehrenpokal. Zum schönsten Auto hätte Thomas Wentker und sicherlich auch die Jury am liebsten das Prachtstück IFA F8 vor der Ausstellungsfläche gekürt. „Der hätte beste Chancen auf eine Prämierung, aber leider hat er sich dazu nicht angemeldet“, so Wentker. Tina Nitsche

„Frischzellenkur“ für Fritz

Thomas Wentker hat Trabi P 601 wieder flott gemacht

ASCHEBERG. Fritz ist in die Jahre gekommen. Der Lack war ab und irgendwie war er mangels Bewegung auch eingerostet. Doch eine „Frischzellenkur“ bei Thomas Wentker hat wahre Wunder bewirkt. Trabi-Kombi Fritz ist nun wieder ein schmucker Junge.
Nichts ist mehr zu sehen von dem katastrophalen Zustand, in dem sich der Trabant P 601 befand. Lediglich im Innenraum hängt noch leicht der Duft längst vergangener Zeiten. „Fritz kam ziemlich fertig hier an, von innen stark vermüllt und dreckig, an vielen Stellen durchgerostet, 12 Jahre in einer feuchten Garage haben ihre Spuren hinterlassen“, erzählt Thomas Wentker. Seit 2013 zählt der Kombi zum Fuhrpark des Aschebergers, der allerdings sehr geschrumpft ist. „Ich musste mich aus Platzgründen verkleinern“, erklärt der 46-jähirge. Nun teilen sich Fritz und Karl eine Garage. „Eigentlich müssten die sich auf dem Band fast noch gesehen haben“, sagt Thomas Wentker und lacht. Denn Fritz und Karl, die vom Typ „P 601“ her baugleich sind weisen eine Gemeinsamkeit auf: Beide wurden im Februar 1990 gebaut. Karl ist blau, „Fritz ist die Deluxe-Ausführung“, weist Thomas Wentker auf das grüne Dach, das sich über den papyrus-grauen Duroplast-Korpus wölbt. Einen Tag hat der Ascheberger Maschinenbauer benötigt, um Fritz wieder fahrbar zu machen. Das „OP-Team“ bestand dabei aus neuen Leuten. „Der Motor war defekt, ebenso wie die Bremsen, da hatten wir allerhand zu tun“. Anschließend arbeitete Wentker alleine weiter. Er nahm Schweißarbeiten vor und widmete sich der Außenhaut. „Das Gros ist fertig, Fritz rennt wieder, der Motor läuft sauber, was jetzt noch folgt sind Feinarbeiten“, will er beispielsweise die aufgebrachte Zahl auf der Seitentür, die Zeuge dafür ist, dass Fritz bei der Deutschen Reichsbahn im Einsatz war, noch auffrischen. 1993 dann kam er zur Bundesbahn nach Erfurt, bevor er in Gelsenkirchen landete. Dort stand er bis 2013. Fahruntüchtig, vernachlässigt und übrigens auch mit anderem Namen. Als Thomas ihn geschenkt bekam, taufte er den einstigen Ernst in Fritz um und sorgte mit viel Liebe dafür dass die Rennpappe wieder rennt. Und das sogar mit erklärtem Wunschkennzeichen. „LH – P 601“. „Da habe ich sofort reagiert, als der Startschuss zur Reservierung freigegeben war, hing ich pünktlich um 18 Uhr am Telefon, um 18.05 Uhr hatte ich mein Kennzeichen.“ Was jetzt noch fehlt ist eine Anhängerkupplung und der schmucke Junge ist perfekt. Tina Nitsche

Info:
Beim Trabi-Tag am 2. August in Ascheberg ist Trabi Fritz auf dem Gelände vom Bauernhof St. Georg zu bewundern.