Ungeahnte Kreativität beim Graffiti-Workshop der OJA
ASCHEBERG. Ein Klackern, ein leises Zischen und schon legt sich ein feiner schwarzer Farbnebel auf den weißen Leinen-Untergrund. Ein wenig davon ziert anschließend auch das hellbraune Papier, als Michael Klein die Farbdose absetzt.
Die Augen des Jungen strahlen und drücken große Freude aus. Er nimmt seinen Mundschutz ab und grinst. „Graffiti macht immer wieder Spaß, man kann so kreativ sein und soviel machen mit so einer Sprühdose“, verrät der Junge, was für ihn die Faszination dieser Kunst ausmacht. Neuland hat er nicht betreten, als er sich zum zweitägigen OJA-Graffiti-Workshop angemeldet hat. „Nein, ich habe schon einmal einen hier mitgemacht“, sagt er. Und damals ist er richtig auf den Geschmack gekommen.
Neues Terrain hat jedoch Andreas Plautz betreten. Er ist Profi, bezeichnet sich als Auftragssprüher und leitet diesen Workshop bei der OJA. „Kreativ sein ist absolut mein Ding“, gibt er zu und erzählt, dass er auch schon in Ascheberg aktiv war. Denn das große Gemälde, das das Betriebsgebäude der Firma Klaas ziert, geht auf sein Konto. Er hat bereits viele Workshops geleitet, „nur nicht mit so jungen Kindern“. Für ihn ist das eine Umstellung gewesen. „Die Kinder sind mit zehn bis zwölf Jahren eigentlich noch ein wenig zu jung, normalerweise spraye ich erst mit Kids ab 14 Jahren.“ Also hat er ein neues Konzept erarbeitet. Und unterschiedliche Schablonen angefertigt.
Die Offenbarung
„Mund, Augen, Nasen und Brille“, angelt Frederik Koy nach einer Schablone. Vorsichtig betätigt auch er die Sprühdose. „Zuviel ist nicht gut“, gibt er Gelerntes wieder. Hochkonzentriert bringt der Herberner Farbe auf. „Ich mag das einfach, genauso wie ich gerne male“. Als Frederic fertig ist nimmt er zunächst die Geldstücke, mit denen er die Schablone beschwert hat, von der Leinwand. Es folgt die Schablone und dann voller Stolz die Offenbarung. „Ich kann das ganz gut“, ist Frederic sichtlich zufrieden. Eine Komikfigur, individuell nach seinen Vorstellungen gefertigt, blickt ihm entgegen. „Donald Duck mit den Augen von Bud Simpson“, erläutert der Junge.
Unterdessen greifen Michael, Marlene und Mia zum Fön. Sie müssen ein wenig nachhelfen, um den Trocknungsprozess zu beschleunigen. Denn Dozent Andy setzt auf Acryl-Farbe aus Dosen. „Die sind relativ neu“, erklärt er. Der Vorteil: Kein typischer Nitro-Geruch beim Sprayen, der Nachteil, die Farbe trocknet nicht so schnell.
Am Donnerstagmittag verstummen dann nach zwei Tagen die Sprühdosen. Statt dessen neun strahlende kleine Künstler, die völlig individuelle Komikfiguren auf die Leinwände gebannt haben. Mit Spraydosen, bunten Farben und noch mehr Kreativität. Tina Nitsche